Wenn sicher nicht sicher genug ist

Math • Phys Alumni

Am 30. Oktober fand in der alt-ehrwürdigen Semper-Aula der ETH Zürich zum vierten Mal die Math • Phys Lecture statt.

Vergrösserte Ansicht: Math Phys Lecture 2014
Grégoire Ribordy, CEO von IDQuantique, Renato Renner, ETH Zürich, Michael Stadelmann, Präsident Math Phys Alumni (v.l)

Der Austausch von Informationen über das Internet ist zu einem Grundbedürfnis moderner Gesellschaften geworden. Das Internet ist ein öffentlicher Raum, doch nicht alle Informationen, die über das Internet ausgetauscht werden, sind für die Öffentlichkeit bestimmt. Wikileaks, die Enthüllungen über die Überwachungstätigkeit der Geheimdienste und die starke Zunahme von  Hackerangriffen haben dazu geführt, dass das Thema Datenverschlüsselung ins öffentliche Interesse gerückt ist.

Gut 80 Teilnehmende liessen sich am 30. Oktober 2014 an der vierten Math Phys Lecture über neue Entwicklungen im Bereich Quantenkryptographie informieren. Aktuelle Methoden zur Datenverschlüsselung basieren auf mathematischen Problemen, deren Lösung mit einem grossen Rechenaufwand verbunden ist. Die Probleme sind nicht unlösbar, doch ihre Lösung ist mit der heutigen
Technik mit einem erheblichen Zeitaufwand verbunden. Verschlüsselte Informationen können demnach nicht in nützlicher Zeit durch Angreifer entschlüsselt und verwertet werden.

Dieses Prinzip der Datensicherheit ist durch die Entwicklung von Quantencomputern gefährdet. Theoretisch könnten die der aktuellen Verschlüsselung zugrundeliegenden mathematischen Probleme durch Quantencomputer leicht und in nützlicher Zeit gelöst werden. In diesem technologischen Fortschritt liegt allerdings nicht nur eine Gefahr für die Datensicherheit, sondern auch eine Chance für ihre Zukunft.

Grégoire Ribordy, CEO von IDQuantique, stellte zunächst eine auf Quantenphysik basierende Verschlüsselungslösung vor. Die Technik ist soweit ausgereift, dass sie bereits kommerziell zum Einsatz kommt. ETH-Professor Renato Renner erläuterte danach die Theorie, die der Quantenverschlüsselung zugrunde liegt. Eine zentrale Rolle spielt das No-Cloning Theorem, das die theoretische Grundlage liefert, warum ein Quantenschlüssel nicht durch einen Angreifer ausgelesen werden kann, ohne dass dies bemerkt wird.

ETH-Präsident Ralph Eichler gab am Ende der Lecture schliesslich noch einen Ausblick in die Zukunft und beleuchtete die Ziele der ETH im Bereich Quantenphysik. Die diesjährige Lecture zeigte eindrücklich auf, wie theoretische Grundlagenforschung in praktische Anwendungen umgesetzt wird und dass der Quantenphysik eine vielversprechende Zukunft bevorsteht.