Herbstausflug ins Val de Travers

  • REIS Alumni
  • 150 Jahre

Der Herbstausflug der REIS-Alumni ins Val de Travers war trotz nass-kühlen Bedingungen ein voller Erfolg. In Môtiers kamen wir dem sagenumwobenen Mythos der Absinth-Brennerei auf die Spur. Nachmittags wurde unter fachkundiger Anleitung das verworrene Höhlensystem der ehemals grössten Asphalt-Mine der Schweiz erkundet. Besonders erfreulich war, dass erstmals eine Absolventin des MAS Raumplanung in der Runde begrüsst werden durfte.

von Michael Küng
val de travers

Regen in Aussicht

An kaum einem Anlass waren wir bisher mit derart schlechten Wetterprognosen konfrontiert wie am 19. Oktober zum Ausflug ins Val de Travers. Es zeichnete sich ab, dass die ursprünglich vorgesehene Wanderung zum Creux du Van wortwörtlich ins Wasser fallen würde. Der umtriebige und gut vorbereitete Organisator Nicolas Mühlich stellte kurzfristig ein ebenbürtiges Ersatzprogramm auf die Beine, das alle Teilnehmer überzeugte. So besuchten wir stattdessen vormittags das Musée d’absinth in Môtiers. Die zweistündige Anfahrt aus Zürich gestaltete sich kurzweilig. Manch einer wunderte sich, wie dicht das Eisenbahnnetz in diesem eigentlich dünn besiedelten Längstal des Juras ausgebaut ist.

Die grüne Fee

Das Val de Travers ist eng mit der Tradition von Absinth Brennerei verbunden. Hier wurde das Getränk erstmals als Heilmittel hergestellt. Die Bekanntheit stieg in der Folge stetig. Traditionell gehören Wermut, Anis und Fenchel sowie verschiedene Kräuter zur Rezeptur des alkoholischen Getränkes. Den Übernamen «grüne Fee» erlangte der Absinth durch seine grüne Farbe und der Fee, die dem grosszügigen Trinker vor Augen erscheinen soll.

Das Musée d’absinth in Môtiers widmet sich der Geschichte sowie der Herstellung des Absinths. Die Ausstellung ist äusserst abwechslungsreich und interaktiv gestaltet, so dass die ursprünglich lang erscheinenden zwei Stunden für die Besichtigung wie im Fluge vergingen.

Bis ins Jahr 2005 war in der Schweiz die Herstellung und der Verkauf von Absinth verboten. Insbesondere Westschweizer Weinbauern setzten sich für das 1910 per Volksinitiative beschlossene Verbot ein. Der Erfolg des Absinths stand zu jener Zeit in Konkurrenz zum Wein. Aus neutraler Perspektive ist eine derart lange Verbannung schwer nachvollziehbar, waren doch im selben Zeitraum alle anderen alkoholischen Getränke legal. Nicht zuletzt durch die Prohibition entwickelte sich ein Mythos rund um die Spirituose. Trotz Verbots wurde weitergebrannt, und wer einen Schluck oder gar eine Flasche Absinth ergattern konnte, hatte eine fesselnde Anekdote auf sicher.

Am Ende des Museumsbesuchs standen wir vor der alles entscheidenden Frage nach dem tatsächlichen Geschmack des Absinths. Die Degustation von drei verschiedenen Sorten lieferte Antworten und bewegte den einen oder anderen Teilnehmer zum Erwerb einer Flasche.

Das schwarze Gold

Zwei Zugstationen weiter besuchten wir eine weitere historisch bedeutende Attraktion der Region: La Presta – ein stillgelegtes Asphaltbergwerk. Bis 1986 wurde hier – auf Initiative der Engländer – natürlicher Asphalt abgebaut und damit gutes Geld verdient, bevor man die Mine auf Grund der Konkurrenzsituation zu industriell hergestelltem Asphalt nicht mehr gewinnbringend betreiben konnte. Mit einem Führer begaben wir uns mit Taschenlampen ausgerüstet unter Tage. Zweisprachig und in atemberaubenden Tempo wurde uns die Geschichte des Werks sowie Abbaus und der Funktion von Asphalt erklärt. Die Erzählungen zu den Arbeitsbedingungen unter der Erde in den über 100 Kilometer langen Stollen beeindruckten.

Zum Abschluss stand das Abendessen im angegliederten Café des mines an. Manch einem knurrte der Magen schon beträchtlich, und wir freuten uns auf das Gericht. Marketingtechnisch geschickt inszeniert wurde Schinken serviert, der in Asphalt gekocht wurde. Nicht alle Teilnehmer bemerkten den Unterschied zu herkömmlichem Schinken sofort, doch bei genauem «Hinschmecken» wurde allen klar, dass man etwas ganz Spezielles angeboten bekam.

Die Zeit reichte gerade noch für einen letzten Schluck Absinth, bevor es mit dem letzten Zug und vielen Eindrücken aus dem spannenden Val de Travers zurück ins Mittelland nach Bern oder Zürich ging. Herzlichen Dank an dieser Stelle an Nicolas Mühlich für die Organisation.

 

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