Sarah-Maria Fendt: «Eine Umgebung ist wichtig, von der man noch etwas lernen kann.»

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Sarah-Maria Fendt hat an der ETH Zürich ihren Doktor in Molekularer Systembiologie abgeschlossen. Danach arbeitete sie drei Jahre in den USA an der Harvard Medical School und am MIT. Seit einigen Jahren erforscht sie nun in Belgien am VIB-KU Leuven Zentrum für Krebsbiologie die Metastasenbildung von Krebs. Zusammen mit ihrem Team hofft sie, Wege zu finden, um diese zu reduzieren, und dadurch die Überlebenschancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern.

von Sibylle Schuppli
Sarah-Maria Fendt

Was wolltest Du als Kind werden?

Als Kind wollte ich Psychologin werden. Diese Idee war sicher zu einem grossen Teil inspiriert durch amerikanische TV Serien. Jedoch ist es tatsächlich so, dass ich gerne mit Menschen arbeite, zuhöre und Ratschläge gebe. Das schöne ist, dass ich in meinem jetzigen Beruf als Professorin sehr viel mit jungen Menschen arbeiten darf, und es ist fantastisch zu sehen, wie sich diese Menschen entwickeln und wachsen. Ein ganz besonderes Erlebnis für mich war die Dissertation meiner ersten Doktorandin. Ich war so unendlich Stolz auf sie, und ich freue mich auch heute noch jedes Mal sehr von ihr zu hören und zu sehen, dass es ihr privat und wissenschaftlich sehr gut geht.

Du hast an den Technischen Universitäten in München und Lyngby studiert und Dein Doktorat an der ETH Zürich absolviert. Später warst Du am MIT und an der Harvard Medical School in den USA. Weshalb hast Du Dich für die ETH entschieden?

Dafür gibt es mehrere Gründe. Nach meinem Laborpraktikum an der Universität von Hawaii und meiner Masterarbeit an der Dänischen Technischen Universität war mir klar, dass Auslandserfahrungen den Horizont extrem erweitern und intellektuell sehr stimulierend sind. Daher stand für mich fest, dass ich gerne meine Doktorarbeit im Ausland und in einem internationalen Umfeld machen wollte. Von der ETH hatte ich zum ersten Mal während meiner Bachelor Arbeit von der betreuenden Doktorandin gehört. Sie erschien mir als ein guter Platz, um wachsen zu können. Auch bin ich etwas wählerisch, in dem was mich interessiert: Ich wollte unbedingt Biochemie mit meiner Liebe zur Mathematik verbinden. Zu dem Zeitpunkt, als ich nach einer Doktorarbeit suchte, wurde an der ETH gerade das Department für Molekulare Systembiologie eröffnet. Es erschien mir ein idealer Platz, um an der Schnittstelle zwischen diesen beiden Themen zu arbeiten. Hinzu kam noch, dass mein Partner gerade eine Doktorarbeit an der ETH begonnen hatte. An dem Tag, als ich ihn das erste Mal in Zürich besuchte, war wunderschönes Wetter. Man konnte vom Hönggerberg aus über dem Zürichsee die schneebedeckten Alpen sehen – es war wie im Bilderbuch.

In Deinem bisherigen akademischen Werdegang vereinst Du viele Hüte. Was motiviert Dich?

Ich habe eine grosse Neugierde, ich tüftle gerne und ich möchte wissen, wie Dinge funktionieren. Für mich ist Wissenschaft wie ein grosses Puzzle. Ich finde es unglaublich faszinierend, wenn man plötzlich zwei lose Enden verbinden kann und neue Zusammenhänge erkennt. Ich finde es auch sehr spannend, neue Hypothesen und Ideen zu diskutieren und zu verfolgen. Es ist für mich extrem motivierend, über unsere Arbeit und Ergebnisse zu reden. Daher ist der Austausch auf Konferenzen, und wenn ich andere Universitäten für ein Seminar besuche, auch unglaublich inspirierend und immer eine Quelle für «food for thought». Sehr bereichernd ist auch zu sehen, wenn die Menschen, mit denen man arbeitet, über sich hinauswachsen.

Seit Deiner Zeit in den USA arbeitest Du in Belgien in der Krebsforschung. Was beinhaltet Deine Arbeit?

Wir sind interessiert an Stoffwechselveränderungen in Krebszellen. Im Speziellen untersuchen wir Metastasenbildung mit dem Ziel, neue Wege zu entdecken, um diese zu verhindern. Um dieses Ziel zu erreichen, messen wir Nährstoffe und Stoffwechselprodukte in Krebszellen und Tumoren von Menschen und Mäusen. Wenn wir interessante Veränderungen gefunden haben, versuchen wir zu verstehen, warum diese nötig für die metastasierenden Krebszellen sind, und wie wir diese am besten inhibieren. Auf lange Zeit gesehen hoffe ich, dass unsere Forschung dazu beiträgt, das Risiko für Metastasenbildung zu verringern. Dies ist ein besonders wichtiger Aspekt der Krebstherapie, da dadurch die Überlebenschancen für Patient erheblich verbessert werden können.

Was würdest Du den heute Studierenden der ETH weitergeben?

Ein wichtiger Punkt für mich war, Erfahrungen zu sammeln, neue Eindrücke zu gewinnen und unterschiedliche internationale Kultur- und Wissenschaftskreise kennenzulernen. Ich denke, dass dies den Horizont erweitert, und man dadurch besser entscheiden kann, was einem wichtig ist, und was man eigentlich tun möchte. Für mich war es essentiell zu wissen, was ich möchte, denn ich bin der Meinung, man kann nur Freude an etwas haben, exzellent sein und über seine Grenzen hinauswachsen, wenn einem die Sache wirklich wichtig ist. Desweitern denke ich, dass die Umgebung, in der man lernt und arbeitet, sehr wichtig ist. Diesbezüglich ist es für mich wichtig, dass meine Umgebung mich inspiriert und mich fordert. Für mich ist dies gegeben durch ein internationales Umfeld, in welchem diverse Menschen mit unterschiedlichen Expertisen und Stärken arbeiten. Es mag sehr schön sein, immer Klassenbeste/r zu sein. Aber ich denke, um die eigenen Fähigkeiten voll auszunutzen zu können, ist eine Umgebung wichtig, von der man noch etwas lernen kann. Auch finde ich es wichtig, das Glück selbst in die Hand zu nehmen und selbständig, proaktiv und hinterfragend zu sein. Abschliessend möchte ich sagen, dass ich im ganz besonderen finde, dass es nichts Schöneres gibt als zusammenzuarbeiten, denn zusammen ist man stärker und erreicht viel mehr als alleine.

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