Zahra Ariyafar: «Karrieren sind nicht linear, Du musst Deinen eigenen Weg finden.»

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ETH Alumna Zahra Ariyafar hatte einen guten Job als Pre-Sales Systemingenieurin in Tokyo, als sie sich für einen kompletten Karrierewechsel entschied. Um ihrem Traum näher zu kommen, absolvierte sie einen Master in Management, Technologie und Wirtschaft an der ETH. Nun arbeitet sie in der Personalabteilung und ist verantwortlich für die Karriereentwicklung von Angestellten. Sie ist eine Anhängerin von Mentoren Programmen, die ihr während ihrer Karriere immer geholfen haben.

von Sibylle Schuppli
Zahra Ariyafar

Was wolltest Du als Kind werden?

Als ich neun oder zehn Jahre alt war, wollte ich Polizistin werden. Mein Vater war Polizist, und als Kind wollte ich in seine Fussstapfen treten. Ich stellte es mir ehrenwert vor, Menschen zu helfen und sie in Sicherheit zu bringen. Allerdings wurde mein Berufswunsch früh erstickt: Zu der Zeit wollten sie keine Frauen auf der Polizeischule. Als sie später die Regeln änderten, hatte ich schon einen anderen Weg eingeschlagen.

Du hast einen ETH Master in Management, Technologie und Wirtschaft (MAS MTEC). Was inspirierte Dich zu einem Studium an der ETH?

Nach der Mittelschule verliess ich Iran dank eines japanischen Stipendiums, um Ingenieurin zu werden. Ich machte einen Bachelor und Master in Elektrotechnik in Japan. Ich hatte einen Job als Pre-Sales Systemingenieurin in Tokio in einer globalen IT Firma. Ich hatte sowohl mit Kundinnen und Kunden wie auch mit der technischen Realisierung zu tun. Durch interne Freiwilligenarbeit entdecke ich meine Passion für «Menschenthemen». Neben meinem Tagesgeschäft half ich beispielsweise, einen internen Workshop für Diversität und Inklusion zu organisieren. Dank dieser Erfahrung festigte sich meine Überzeugung, dass ich Freude an solchen Themen habe, und ich Mitarbeitenden helfen will, gute Erfahrungen zu sammeln.

Es ist allerdings nicht einfach, mit einem technischen Hintergrund in den Human Resources (HR) Bereich zu wechseln. Ich entschied mich daher für eine Weiterbildung. Zu der Zeit wollte ich näher bei meiner Heimat wohnen, wenn möglich in Europa. Ich fand, dass die Schweiz die beste Option darstellte. Ich «fand» die ETH während meines Entscheidungsprozesses, das MAS MTEC Programm entsprach dabei meinen Bedürfnissen. Nach 12 Jahren in Japan packte ich meine zwei Koffer und zog in die Schweiz. Wie bei jedem Länderwechsel, in meinem Fall war es sogar ein Kontinent, war es am Anfang nicht einfach. Einen Karrierewechsel in einem neuen Land ohne Netzwerk zu vollziehen war herausfordernd. Aber nichts ist unmöglich!

Du arbeitest aktuell für die UBS im HR als Leiterin «Talent Solutions». Worum geht es?

Ich stieg bei der UBS in der Vermögensverwaltung als Projektleiterin Marketing für den japanischen Markt ein. Meine Kenntnisse über das Land waren sehr nützlich. Ich konnte Marketing-Projekte weiterentwickeln, das war sehr interessant. Als ich mich wohl fühlte, machte mich ein Kollege aus dem HR, der damals mein Mentor war, auf eine offene Stelle im HR aufmerksam. Der Job war genau das, was ich immer wollte. Also bewarb ich mich und bekam dann auch die Stelle. Vor fünf Jahren gelang mir also der Wechsel ins HR. Plötzlich war ich eine blutige Anfängerin in meinem Job und musste zuerst alles von Anfang an lernen. Es war eine intensive, aber grossartige Erfahrung, meine Lernkurve erwies sich als steil. Seitdem besetzte ich drei verschiedene Funktionen im HR und lernte viel. Soweit bin ich wirklich glücklich mit meiner Reise.

In meiner aktuellen Funktion bin ich, zusammen mit meinem Team, für ein Tool verantwortlich, das die UBS interne Karriereentwicklung zu verbessern hilft. Mitarbeitende können verschiedene Karrieremöglichkeiten erforschen und neue Inspiration finden. Sie navigieren durch verschiedene Karrierewege, die sich mit ihren Interessen decken, oder suchen nach beliebten Rollen. Dabei werden offene Stellen und Fachkönnen mit ihrem Lebenslauf abgestimmt. Über die letzte Erweiterung bin ich sehr stolz: Es ist eine Plattform, welche Mitarbeitenden kurzfristige Einsätze in anderen Abteilungen der Bank vermittelt.

Um meine Tätigkeit zusammenzufassen: In meinem Job geht es um Technologie, welche es Mitarbeitenden erlaubt, ihre Karriere und die interne Mobilität zu fördern.

Du warst Mentorin für das MAS MTEC Mentoring Programm. Was war Deine Funktion?

Ich war Mentorin, als das Programm eingeführt wurde. Zu dieser Zeit wurden Mentorinnen und Mentoren mit «Mentees» gepaart, basierend auf Angebot und Nachfrage. Ich war Mentorin für drei Studierende, es war eine tolle Erfahrung. Ich hatte immer von solchen Programmen profitiert. Wenn ich mit meinen Mentoren über meine Karriere sprach, ergaben sich mir neue Erkenntnisse. Eine Drittmeinung im Sinne einer externen Sicht war mir wichtig. Da ich den MAS Studierenden etwas zurückgeben wollte, meldete ich mich als Mentorin. Ich hoffe, dass ich sowohl Bestätigungen als auch Erkenntnisse weitergeben konnte.

Du warst ausserdem kürzlich in einer neuen MAS MTEC Initiative involviert. Kannst Du uns mehr darüber erzählen?

Der Event war Teil der MAS+ Talk Serie, eine neue Lerninitiative für Studierende und Alumni. Sie erleichtert den Wissenstransfer zwischen dem MAS Programm und den Alumni, die in der Industrie beschäftigt sind. Der Anlass fand Mitte Mai 2021 statt. Wir waren eine Gruppe von Referentinnen und Referenten, MAS MTEC Alumnae und Alumni aus verschiedenen Jahrgängen. Wir sprachen zu MAS Studierenden, Alumnae und Alumni über unsere Karriere. Auch eine Expertin vom ETH Career Centre war eingeladen. Sie sprach über das Thema Karrierewechsel und hob wichtige Punkte zu diesem Prozess hervor. Das Feedback war sehr positiv. Ich hoffe wirklich, dass wir neue Ideen für solch einen Karrierewechsel vermitteln konnten.

Du bist ja Expertin, hast Du Studierenden oder jungen ETH Alumnae und Alumni einen Tipp für ihre Karriereentscheide?

Zuvorderst steht für mich die Einstellung: Bleib offen. Teste verschiedene Sachen, die Dich interessieren, bevor Du entscheidest. Es gibt viele Möglichkeiten, wie das Melden für freiwillige Aktivitäten, um dies zu erreichen. Wenn Du etwas findest, dass Dich glücklich macht, sprich mit Deinem Netzwerk. Wenn sich die Gelegenheit präsentiert, und Du überzeugt bist, dass es das Risiko wert ist, komme aus Deiner Komfortzone heraus und pack die Gelegenheit beim Schopf. Allerdings habe immer einen Plan B bereit, falls es doch nichts ist. Karrieren sind nicht linear, Du musst Deinen eigenen Weg finden. Sei nicht enttäuscht, wenn es nicht gleich klappt.

Ein anderer Tipp ist, Mentoring Beziehungen wirksam einzusetzen. Wie schon erwähnt bin ich persönlich eine grosse Anhängerin dieser Beziehungen. Es muss nicht über ein spezielles Programm sein. Du kannst selber die Initiative ergreifen, indem Du mit verschiedenen Personen sprichst. Wenn Du jemanden kennst, der eine ähnliche Position wie die, die Du Dir wünschst, bereits innehat, sprich mit dieser Person. Vernetze Dich mit anderen Alumni und Alumnae, denn Dein Netzwerk zu pflegen hilft Dir eindeutig in Deiner beruflichen Karriere.

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