bottleplus: Die Flasche der Zukunft

Linus Lingg und Christian Käser haben vor knapp 3 Jahren an der ETH Zürich abgeschlossen und das Startup bottleplus gegründet. Momentan besteht das erfolgreiche Jungunternehmen aus einem internationalen und dynamischen vierköpfigen Team. Im Interview erzählen die beiden unter anderem über die Idee hinter ihrer Trinkflasche, ihrem Auftritt bei «Höhle der Löwen», und verraten ihr Schlüssel zu einem erfolgreichen Berufseinstieg.

bottleplus: Linus Lingg und Christian Käser

1. Christian und Linus, ihr führt zusammen das Startup bottleplus. Auf eurer Webseite beschreibt ihr den Anfang eurer Idee als eine Art Eingebung. Könnt ihr diesen Moment beschreiben?
Christian:
(lacht) Es war schon recht ein Gedankenblitz. Im Masterstudium hatte ich eine Studentenstelle in einem Büro. Da ich gerne Sprudelwasser trinke, ging ich vor meiner Zugfahrt nach Hause immer an den Sprudelwasserhahn, um mir meine wiederverwendbare Trinkflasche aufzufüllen. Als ich dann an einem Tag im Zug sass und die Flasche aufmachte, nahm ich plötzlich dieses «zisch»-Geräusch anders wahr. In dem Moment dachte ich mir: wie cool wäre es, wenn man nicht nur zu Hause, sondern auch unterwegs sein Wasser sprudeln könnte? Und von da an hat mich der Gedanke nicht losgelassen.

2. Wie ging es dann weiter?
Christian: Nach der Initialidee musste ich mir zuerst überlegen, ob es technisch und konzeptionell überhaupt umsetzbar war, so eine Flasche zu entwickeln. Man musss nämlich einige Faktoren mit einbeziehen, zum Beispiel deren Grösse, das Material. Dafür habe ich zuerst einige Rechnungen gemacht, und laut denen schien meine Idee auch tatsächlich umsetzbar zu sein. Ein Jahr später, als ich im Frühling 20 in meinem letzten Mastersemester war, besuchte ich den «Lean Startup Academy»-Kurs, wo ich dann auch meine Idee mit der Flasche präsentierte. Ich fand diesen Kurs sehr hilfreich, da ich zum ersten Mal positives Feedback und die Validierung für das Produkt von Dritten bekommen konnte. Kurz darauf teilte ich Linus die Idee der Sprudelwasserflasche mit. Er war beeindruckt! Seither sind wir ein Team.

3. Ihr seid seit eurer Jugend befreundet. Eure Wege haben sich aber nicht nur beim Handballspielen gekreuzt, sondern auch während eurem Studium an der ETH. Hattet ihr schon als Studenten die Idee, zusammen ein Startup zu gründen?
Linus: Obwohl wir uns seit wir 16 waren kennen, haben wir während unseren jüngeren Jahren nie von der Gründung einer Firma geredet. Das erste unternehmerische Interesse wurde bei mir im Bachelorstudium geweckt, als ich einen Kurs über Startups besuchte. Erst dann habe ich mich mit Christian über unternehmerische Ideen unterhalten.
Christian: Wirklich interessiert habe ich mich nach dem Bachelorstudium für das Unternehmerwesen. Umso mehr, nachdem Linus und ich angefangen haben, über Ideen für ein Startup zu reden.

4. Inzwischen habt ihr mehrere Prototypen eurer Flasche produzieren lassen. Was ist bottleplus und was ist euer Ziel?
Linus: Der Grundgedanke von bottleplus ist es, eine wiederverwendbare Trinkflasche zu benutzen, die einem erlaubt, unterwegs Sprudelwasser zu produzieren. Am Anfang mussten wir diesen Gedanken verfeinern und die Flasche so modular gestalten, dass wir auch mehrere Adapter auf den Markt bringen können. Je nach Adapter hat die Flasche nämlich eine andere Funktion: ausser Sprudelwasser kann man zusätzlich verschiedene Geschmackssorten und Zusatzstoffe ins Wasser hinzufügen oder sogar das Wasser reinigen. Kurz gesagt: wir wollen eine nachhaltige Trinkflasche auf den Markt bringen, die jegliche Bedürfnisse von Kunden abdeckt.
Christian: Unser USP (=Unique Selling Point), also das, was uns von bestehenden Lösungen unterscheidet, ist die Mobilität unseres Produktes. Die anderen Produkte können nur stationär Sprudelwasser aus Leitungswasser herstellen. Dank unserem Adapter mit integriertem Carboniser kann unsere Flasche unterwegs Sprudel herstellen, was unseren Kunden erlaubt, unsere Flasche überall mitzunehmen, und dabei mehr als nur stilles Wasser zu trinken. Mit dem Gastank-Adapter im unteren Bereich der Flasche reicht es für 2-3 Tage, je nachdem wie viel Sprudelwasser man trinkt, bis man diesen dann an der Auffüllstation zu Hause wiederbefüllen muss. Übrigens: unsere Auffüllstation ist mit einem normalen CO2-Zylinder ausgestattet, den man auch für «Aarke» und «Sodastream» braucht – somit muss man nicht dringend einen neuen kaufen.

5. Ihr wart mit eurer Idee in der Fernsehsendung «Höhle der Löwen». Wie habt ihr das erlebt?
Christian: Es war eine sehr gute Erfahrung. Der Auftritt war für mich auch persönlich erfüllend, da ich lange die Staffeln verfolgt habe und dann plötzlich selber die Chance hatte, vor den «Löwen» zu stehen. Wir waren auch glücklich, dass wir nach unserer intensiven Vorbereitung und die Nervosität, die mit so einem Auftritt kommt, dann schlussendlich auch von den «Löwen» ein durchaus positives Feedback bekommen haben. Es ist eine super Werbeplattform und bietet eine gute Chance, an potentielle Investoren für sein Produkt zu kommen. Deswegen würde ich auch anderen jungen Unternehmern raten, bei der Sendung mitzumachen.
Linus: Da kann ich mich dem Christian nur anschliessen. Ich würde definitiv nochmals teilnehmen, wenn ich dies nicht schon gemacht hätte, da ich die Erfahrung einfach so wertvoll finde, sie ist so lehrreich. Es hat nicht nur Spass gemacht, sondern war auch authentisch, weil man von den «Löwen» eine ganze Stunde lang mit etlichen Fragen zum Produkt gelöchert wird, auf die man sich nicht wirklich vorbereiten kann. Die Nervosität ist auch halb so schlimm, denn der Pitch geht so schnell vorbei – schliesslich redet man ja über sein Projekt, wo viel Zeit und Leidenschaft dahintersteckt. Obwohl ich auch anderen Start-Ups generell empfehle, bei «Höhle der Löwen» mitzumachen, muss man aber auch im Hinterkopf behalten, dass gewisse Produkte im Fernseher besser präsentierbar sind als andere.

6. Welchen Stellenwert hat euer Studium bei eurer heutigen Arbeit?
Christian: Während dem Studium an der ETH wird man oft mit Problemstellungen konfrontiert, die erst nach einer durchdachten Strategie gelöst werden können. Es ist diese strukturierte Vorgehensweise an Herausforderungen, die einem auch nach dem Studium begleitet: ein wertvoller Skill, den ich in meiner Arbeit heute noch tagtäglich gebrauche. Denn ausser ‘Process Engineering’, was am Anfang auf konzeptueller Stufe noch wertvoll zu verstehen war, gab es auf der fachlichen Ebene für mich ehrlich gesagt eher wenig, dass ich direkt mitnehmen und anwenden konnte.
Linus: Wobei mein Know-how von ‘3D Design’ und ‘CAD’ für die Produktentwicklung hilfreich war, bin auch ich der Meinung, dass man im Studium hauptsächlich davon profitiert, wie man komplexe Probleme angeht und diese auch löst. Und das Netzwerk und die Infrastruktur, wie beispielweise der Zugang zur Rockethub der ETH, sind natürlich auch super.

7. Die Idee von bottleplus gab es also bereits, als ihr nach dem Studium in die Arbeitswelt eingestiegen seid. Wie habt ihr den Berufseinstieg erlebt?
Christian: Ich habe den Berufseinstieg positiv erlebt, da ich mich in meinem ehemaligen Unternehmen und bei deren Mitarbeitern gut aufgehoben gefühlt habe. Es war aber schon herausfordernd, nach dem Feierabend noch an bottleplus zu arbeiten. Doch obwohl es intensiv war, war es dank meinem verständnisvollen Arbeitgeber, der mir viel Freiheit schenkte, trotzdem gut kombinierbar. Es war gut, dass ich in meinen Jobs vor bottleplus die notwendigen Arbeitserfahrungen mit Kunden sammeln konnte, die mir heute noch als Unternehmer geholfen haben. Besonders was mein professionelles Auftreten betrifft merke ich immer wieder, wie Selbstsicherheit und Überzeugungskraft vor Klienten oder Businesspartnern eine enorm wichtige Rolle spielen.

Linus: Ich muss gestehen, dass mein Berufseinstieg mich etwas überraschte: die Jobsuche ging bei mir nämlich einige Zeit länger, als ich es antizipierte. Aber vielleicht hatte es auch damit zu tun, dass ich zu sehr auf einem Bereich (Robotik) fokussiert war. Schlussendlich bin ich dann in die Software-Robotik gelandet, wo ich auch sehr glücklich war. Weil ich in ein junges Unternehmen reinkam, konnte ich zudem von ihren diversen Workshops zur Unternehmungsgestaltung profitieren, was mir sehr gefallen hat.

8. Ihr habt nun bereits einiges an Erfahrung sammeln können. Welche Tipps habt ihr für Leute, die noch studieren und kurz vor dem Berufseinstieg stehen?
Linus: Die grösste Lehre, die ich von meiner Jobsuche zog, ist dass man offen sein sollte. Nur weil man sich im Studium auf etwas fokussiert hat, heisst es nicht zwingend, dass man in der Arbeitswelt im gleichen Bereich tätig sein muss; vieles ist learning-by-doing. Ich hatte am Anfang oft das Gefühl, dass ich nicht genug geeignet war, und habe somit viele Stellenausschreibungen ignoriert. Jetzt ist mir bewusst, wie ich damit eigentlich nur mich selbst eingeschränkt habe. Solange man gewillt ist, neues zu probieren und an sich glaubt, kann man sich mit gutem Gewissen ruhig selbstbewusst bewerben. Schlussendlich wird man überall eingearbeitet, und man wird nicht nur an einem Job Spass haben können. Das Team ist auch sehr wichtig – schliesslich verbringt man mit ihnen wegen der Arbeit oft mehr Zeit als mit den Leuten im eigenen Privatleben.
Christian: Ich kann dem nur zustimmen und will denen, die noch unsicher sind, vergewissern, dass man als ETH-Absolvent für die Arbeitswelt schon recht gut vorbereitet ist. Denn wer an der ETH abgeschlossen hat, hat folgendes bewiesen: eine rasche Auffassungsgabe, Fleiss und Intelligenz. Und wie Linus gesagt hat, sehr vieles ist learning-on-the-job. Deswegen wäre es falsch zu glauben, dass man mit seinem «Traumjob» anfangen sollte. Man sollte glücklich sein mit dem Einstieg, den man findet, und sich dann weiterentwickeln. Setzt euch nicht zu sehr unter Druck - legt einfach los!

 

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