X-Mas-Event Kultur & Kulinarik

Kurz vor Weihnachten, am 19. Dezember, stimmten sich 24 Alumnae und Alumni auf die Festtage ein. Nachtwächter Harzenmoser führte durch die weihnächtlich geschmückte Altstadt, unterhielt uns mit zum Teil grusligen Geschichten und verwöhnte uns mit einem winterlichen Apéro. Nach dem kulturellen Teil wärmten wir uns in der Fondue-Alp auf und wurden kulinarisch verwöhnt.

von Sonja Helfer

Unser X-Mas-Event unter dem Motto Kultur & Kulinarik fand zum Glück bei bestem Wetter statt. Zuvor hatte es wochenlang geregnet, umso dankbarer waren wir für die sternklare Nacht mit Plus-Temperaturen. In den dunklen Gassen des mittelalterlichen Zürichs waren die Nachtwächter wichtige Posten. Sie riefen nicht nur die Stunden aus, sondern achteten im Besonderen auf Brandherde und sogenanntes «lichtscheues Gesindel» - etwa Trunkenbolde und Räuber. Unser Guide, Nachtwächter Harzenmoser, empfing uns vor dem Grossmünster, eine imposante Figur im mittelalterlichen Kostüm mit Laterne und Hellebarde. Er frischte unser Primaschulwissen auf, dass die Stadtheiligen Felix und Regula eine doch beträchtliche Strecke mit dem Kopf unter dem Arm zurückgelegt hätten, um an diesem Ort begraben zu werden. Nicht ohne augenzwinkernd anzumerken, dass in Paris andere kopflose Heilige eine viel längere Strecke gegangen seien, bis sie den richtigen Ort für den Bau einer Kathedrale gefunden hätten.

In diesem humorvollen Stil und mit vielen träfen Sprüchen führte uns der Nachtwächter durch enge Zürcher Gässli, die sogar ich als geborene Stadtzürcherin noch nie erkundet hatte. Aus seinem weiten Umhang zauberte er immer wieder Leckereien hervor, die wir kosten durften. Es waren ach gar schauerliche Geschichten bei seinen Erzählungen dabei, schliesslich kannte man im Mittelalter kein Pardon. Bäcker, die zu leichte Brötchen verkauften, tünkelte man ähnlich wie Hexen ins Wasser. Das antike Waterboarding überlebte nicht jeder. Einer aber sann nach Rache und legte Feuer in der Altstadt. Die Holzhäuser brannten lichterloh und der heimtückische Bäcker ward nie wieder gesehen. Ein anderer Zürcher hatte Liebeskummer, die Frau war mit einem Solothurner durchgebrannt, und er liess im Suff aus Versehen einen Haufen Tirggel mitlaufen. Nach dem Ausnüchtern hatte der Alkohol die Straftat aus seinem Gedächtnis gelöscht und er verteilte das Raubgut grosszügig allen - auch dem Polizisten.. Zur Strafe musste er dem Tirggel-Bäcker wochenlang gratis zur Hand gehen. Das erworbene Wissen wandte er dann erfolgreich bei seinem Start-up in den USA an. Der geneigte Leser wird es durchschauen, für einige Geschichten gilt vermutlich: Se non è vero, è ben trovato. Was sie aber nicht weniger amüsant macht.

An einem lauschigen Plätzchen gab es schliesslich am Brunnen feinen selbstgebrauten Glühwein und -most aus Rafz, dazu knackige Tirggel und andere Gebäcke zur Förderung der Manneskraft. Die geheimnisvollen Muskazinen sollen aphrodisierend wirken, allerdings erst am nächsten Tag. Mit diesem Zusatz wollte Harzenmoser wohl gleich unerwünschte Avancen unterbinden. Nach dieser wunderbaren Stärkung setzten wir zur Schlussrunde an, erfuhren mehr über die Aufgaben der Laternenanzünder und wann Zürich elektrifiziert wurde, ich glaube es war 1892. So erfuhren wir nicht nur Unterhaltsames, sondern auch Wissenswertes über die Stadt und ihre Bewohner.

Pünktlich führte uns der Nachtwächter schliesslich zur «Fondue-Alp» unterhalb des Grossmünsters zurück. Dort genossen wir im Anschluss an einer langen Tafel ein rezentes und fantastisch mundendes Fondue mit Heida und diversen Desserts. Der aufmerksame und freundliche Service kümmerte sich liebevoll um uns. Aufgewärmt und in heiterer Atmosphäre tauschten sich die Alumni:ae aus und tauchten schliesslich glücklich und zufrieden wieder in die kühle Nachtluft ein.

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