«Die ETH half mir, ein ganzheitliches Verständnis für die Landwirtschaft, die Ernährung und meine wissenschaftliche Unbestechlichkeit zu entwickeln.»

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ETH Alumnus Urs Niggli studierte und promovierte an der ETH in Agrar- und Lebensmittelwissenschaften. Lange Jahre arbeitete er für das Forschungsinstitut für biologischen Landbau und zählt heute zu den weltweit wichtigsten Persönlichkeiten für biologischen Anbau. Dieses Jahr feiert das Institut für Agrarwissenschaften ihr 150jähriges Bestehen. In diesem Interview erzählt er von seinem Werdegang und seinen vielseitigen Tätigkeiten.

von Sibylle Schuppli
Urs Niggli

Was wolltest Du als Kind werden?

Gegen Ende der Matura als 19-jähriger wollte ich entweder Holz- oder Steinbildhauer werden. Als letzteres hatte ich bereits eine Lehrstelle.

Du hast dann an der ETH Dein Studium und Deinen en Doktor in Agrar- und Lebensmittelwissenschaften absolviert. Was hat Dich an die ETH gebracht?

Ein Bildhauer und verehrter Künstler warnte mich, dass die Chance gross sei, dass ich das ganze Leben lang Grabsteine hauen und keine Kunst machen würde. Zu der Zeit machte ich eine Reise in die Provence. Mit dem Duft der Lavendelfelder und dem visuellen Erlebnis der wunderschönen Landschaft und den Steinobstplantagen bin ich an die ETH gegangen. Obwohl ich mich einen Monat nach Anmeldeschluss eingeschrieben habe, wurde ich angenommen.

Was hat Dir Dein Studium und Doktorat an der ETH auf den Lebensweg mitgegeben?

Die ETH half mir, ein ganzheitliches Verständnis für die Landwirtschaft, die Ernährung und meine wissenschaftliche Unbestechlichkeit zu entwickeln.

Du arbeitest aktuell als Präsident der agroecology.science, dem Institut für nachhaltige Ernährungs- und Landwirtschaftssysteme. Was beinhaltet Dein Job?

Ich war zehn Jahre bei Agroscope hauptsächlich im Pflanzenschutz tätig. Anschliessend arbeitete ich 30 Jahre am FiBL, dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau, wo ich mit grossem Ehrgeiz die Institution aus der Pionierzeit in die Anerkennung brachte.

Heute mit 68 Jahren mache ich einfach weiter, was ich in diesen 30 Jahren getan hatte. Ich habe die gleichen Themen, aber breiter, da mir die Agroökologie weniger Restriktionen setzt und auch keinerlei Ideologie dahinter ist. Ich pflege weiterhin alle meine wissenschaftlichen und persönlichen Netzwerke, national und weltweit. Ich arbeite viel für den Food System Summit der Vereinten Nationen und bin Experte bei der Europäischen Union. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ich bei Agroecology.science angestellt habe, mittlerweile sind es mehr als 10, bearbeiten Aufträge der Lebensmittelindustrie, des Bundesamts für Landwirtschaft und von Stiftungen.

Als Hobby, und das ist meine letzte Verbindung zum FiBL, bin ich Obmann von FiBL Österreich. Ich wohne ein Drittel meiner Zeit in Wien. In Wien bin ich in der Unterstützung der Geldbeschaffung tätig. Das kann ich offenbar gut. Ich habe auch ein tolles Mandat von Agroscope, das mir ausserordentlich gefällt: Das Arbeitsprogramm soll stärker in Richtung agrarökologische Landwirtschafts- und Ernährungssysteme ausgerichtet werden.

Das Institut der Agrarwissenschaften feiert dieses Jahr ihr 150jähriges Bestehen. Was bedeutet das Jubiläum für Dich?

Ich bin stolz, dass ich an der ETH Agrarwissenschaften studieren durfte. Das ist ein Fachbereich mit grosser Zukunft.

Hast Du einen Tipp für die Studierenden der ETH?

Ich war im Studium zu schüchtern und war zu oft abwesend, weil ich noch andere Interessen hatte. Nutzt die Zeit an der ETH, um Euch vielen Interessen hinzugeben, aber seid sehr selbstbewusst. Denn Ihr studiert an der Zukunft der Menschheit!

Event Tipp

Agri-Food Alumni

An der Mitgliederversammlung der Agri-Food Alumni vom 3. November wird Urs Niggli als Gastredner auftreten.

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