Historische Führung in Murten

OG Bern Alumni

Bei schönstem Nachsommerwetter versammelte sich die Ortsgruppe Bern vor dem Berntor in Murten. Angesagt war eine Führung geleitet von Beatrice Magnin durch das mittelalterliche Städtchen.

von Andreas von Waldkirch
Stadtführung Murten

Zuerst etwas Geschichte

Murten wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts durch die Herzöge von Zähringen gegründet. Diese hatten schon die beiden Freiburg (CH und D) und Bern, Burgdorf, Thun und Rheinfelden gegründet oder erweitert. Im Jahr 1255 hat-ten die Savoyer das Sagen. Etwas mehr als zweihundert Jahre später im Jahr 1475, kurz vor der grossen Murtenschlacht, schwört Murten Freiburg und Bern die Treue. Das erlaubte Bern, das Städtchen 1476 als Vorposten gegen die anrückenden Bur-gunder unter Karl dem Kühnen zu besetzen. Adrian von Bubenberg verteidigte Mur-ten hartnäckig, bis er von den anrückenden Eidgenossen am 22. Juni 1476 entsatzt werden konnte. Murten stand darauf für mehr als 300 Jahre unter gemeiner Herr-schaft zwischen Bern und Freiburg. Alle fünf Jahre wechselte der Landvogt, der auch Schultheiss von Murten ist, zwischen Bern und Freiburg. 1803 teilte Napoleon in den Mediationsakten Murten gegen den Willen der Bevölkerung dem Kanton Freiburg zu. Murten ist mit dem Seebezirk heute mehrheitlich protestantisch und zu ungefähr 80 Prozent deutschsprachig.
Als sich im 19. Jahrhundert die grösseren Schweizer Städte zwecks Wachstums ihrer Befestigungen entledigten, schlief Murten. So kommt es, dass es heute noch seine mittelalterliche Stadtbefestigung fast vollständig behalten hat.

Sehenswürdigkeiten

Zwischen dem Berntor und der klassizistischen Primarschule aus dem Jahr 1837 steht das etwas bescheiden Denkmal von Adrian von Bubenberg. Vom Aussichts-punkt hinter der protestantischen französischen Kirche gibt es einen tollen Ausblick über den ganzen Murtensee, dem dahinterliegenden Mont Vully (zu deutsch Wis-tenlach) bis an den Jura.

Im unteren Teil der Rathausgasse, auch Elefantengasse, spielte sich1866 das Ele-fantendrama eines amerikanischen Zirkusses ab: deren Elefant war ausgebrochen und terrorisierte die Murtener. Erst mit einer aus der Stadt Freiburg herangeschaff-ten Kanone konnte das wildgewordene Tier erschossen werden. Dessen Skelett kann heute im naturhistorischen Museum in Bern besichtigt werden.
Dann ging es zur deutschen Kirche. Davor steht das Denkmal von Albert Bitzius alias Jeremias Gotthelf (1797 – 1854). Er wurde hier im Pfarrhaus geboren; der Va-ter war auch schon Pfarrer. Die deutsche Kirche wurde an Stelle einer Marienkapel-le 1710 als Barockbau erstellt. Der Kirchturm ist gleichzeitig ein Festungsturm in der Ringmauer. Darin befindet sich der ehemals katholische Chor der heutigen Kirche. Die gotische Kanzel von 1484 ist noch erhalten und hat die Reformation von 1528 überlebt.

Darauf machten wir uns auf den Weg auf die Ringmauer, wo uns ein toller Blick über das Dächer- und Kaminmeer des alten Städtchens erwartete. Richtung Land blickt man auf das Feld der Murtenschlacht: auf dem Hügel des Bois Domingue (aus dem Deutschen Zbodemünzi, ‘zu Boden müssen sie, die Burgunder’) hatte Karl der Kühne sein Luxushauptquartier aufgeschlagen. Gegen Westen sieht man bis zum Grünhag, wo die Burgunder ihre Artillerie aufgestellt hatten.

In der ganzen Ringmauer hat die Stadt Nistkästen für Mauersegler eingebaut. Die-ser rasant fliegende Supervogel schläft und paart sich in der Luft. Er kommt nur zum Brüten auf den Boden. Von Mai bis August ist er bei uns. Dann verreist er in die südliche Hälfte von Afrika.
Nach dem Mauerrundgang ging es zurück ins Städtchen in die malerische Haupt-gasse.
Das heutige Berntor, während der Belagerung von 1476 total zerstört, stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von Baumeister Niklaus Hebler, der auch den Zeitglockenturm in Bern renoviert hatte. Die beiden Tortürme sehen sich sehr ähnlich.

Gemütlicher Ausklang

Nach dem Rundgang fuhren wir nach Mur VD im Mont Vully zu unserem Mitglied Jörg von Ballmoss, wo der Ausflug ein gemütlicher Ausklang fand. Prächtiger Blick zurück über den Murtensee nach Murten, und bei klarer Sicht bis in die Berner und Freiburger Alpen.
Das Dorf Mur ist zweigeteilt: die Kantonsgrenze Vaud – Freiburg geht mitten durch das Dorf. Damit gibt es zwei Gemeinden: Mur VD und Mur FR. Auch das haben wir Napoleon zu verdanken.

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