Besuch des Kernkraftwerks Gösgen

Die Besichtigung des Kernkraftwerkes in Gösgen erlaubte tiefe Einblicke in die Technologie und die Sicherheitskultur der Anlage. In der gegenwärtigen Energiekrise sind Kernkraftwerke wieder ein hochaktuelles Thema.

von Hans-Jürg Reinhart

Am Freitagnachmittag des 6. Oktobers fanden sich 21 Teilnehmer im Besucherzentrum des Kernkraftwerkes Gösgen ein. Die Teilnehmerzahl war beschränkt, da nur kleine Gruppen im Kraftwerk erlaubt sind. Eingeführt in die Technologie des Kraftwerkes in Gösgen wurden wir im Besucherzentrum. Nach einer eingehenden Sicherheitskontrolle hatten wir - dank gutem Kontakt zu einem VECS-Mitglied im KKG-Kader - die einzigartige Möglichkeit, in drei Gruppen das Reaktor-Containment zu sehen. Danach konnte auch das Turbinen- und Generatoren-Haus besichtigt werden.

Arbeitssicherheit

Bei der Besichtigung des Containments erfuhren wir am eigenen Leib die umfangreichen Sicherheitsmassnahmen. Als Vorbereitung zum Betreten wird die gesamte Bekleidung gewechselt. Beim Betreten und beim Verlassend der inneren Zonen wird in mehreren Etappen Radioaktivität bzw. mögliche Kontamination gemessen. Aktivitäten in der inneren Zone verlangen eine gute Planung, da schon die Sicherheitsmassnahmen einige Zeit beanspruchen.

Die Brennelemente sind immer mit minimal 4 Metern Wassern überdeckt. Damit ist die Strahlung im Containment schwächer als in der freien Natur.

Technologie

Äusserst interessant ist die ganze Technik des Kernkraftwerkes. Vorab ist zu erwähnen, dass sich der Kraftwerkstyp von Gösgen grundlegend von den Kraftwerken in Fukushima und Chernobyl unterscheiden. Der Kraftwerkstyp von Gösgen weist wesentliche inhärente Sicherheitsmerkmale auf, die den oben erwähnten Anlagen abgingen. Zahlreiche Nachrüstungen auf den Stand der Technik haben die Sicherheit weiter verbessert.

Gösgen betreibt einen Druckwasserreaktor mit Wärmetauschern im Reaktorgebäude. Bei diesem Reaktortyp ist es möglich den Turbinen- und Generator-Raum zu betreten. Bemerkenswert sind die vier Dampfturbinen, davon ein Hochdruckturbine auf derselben Achse, die den gewaltigen Generator betreibt. Dies ist ein Meisterwerk der Regelungstechnik.

Hochinteressant ist auch der Belade- und Entlade-Apparat für Brennelemente. Ein Fünftel der Brennelemente wird jedes Jahr ersetzt. Be- und Entladung erfolgt komplett unter Wasser. Die entladenen Brennstäbe werden im Abklingbecken für längere Zeit gelagert, bis Strahlung und Wärmeentwicklung abklingen.

Interessant war auch die Besichtigung eines Lagers für schwach aktive Abfälle aus der Produktion, die später ins ZWILAG transferiert werden. Faszinierend ist auch weit herum sichtbaren Kühlturm mit einer zugehörigen Wasseraufbereitungsanlage. Das Kühlwasser stammt aus der benachbarten Aare und muss zuerst einmal vom Kalk befreit werden. Bei den gewaltigen Wassermengen die notwendig sind erfolgt die Entkalkung mittels Fällung und nicht etwa über Ionentauscher, wie wir uns dies in der Gebäudetechnik gewohnt sind.

Politik

Kernkraftwerke sind in der gegenwärtigen Energiekrise und den grossen Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Energiewende, verursacht durch endlose und zeitintensiven Einsprache-Möglichkeiten, wieder in den Fokus geraten. Länder, die Kernkraftwerke abschalten und den Anteil an fossiler Energie mit der ganzen Umweltbelastung sogar erhöht haben, müssen in die Betrachtungen einbezogen werden. Sicher ist, dass Technologieverbote noch nie zu sinnvollen Lösungen geführt haben. Auf die Politik kommen da noch schwierige Entscheidungen zu.

Geselliges

Nach Besichtigung und Aperitif trafen wir uns im Restaurant Rebstock in Däniken zum Nachtessen ein. Das Erlebte konnte dabei nochmals eingehend diskutiert werden.

Dank

Besten Dank an Roland Widler für die Organisation und an die Mitarbeiter des Kernkraftwerkes Gösgen für die äusserst kompetente Führung. Die Besichtigung hat uns tiefe Einblicke in das Werk und generell in die Kernenergie erlaubt.

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